Geschichten über:
Magierkatzen Drachen

und die Kälte
und Chilischoten
und die Hexen
und die Bibliothek
und der alte Schotte
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Magierkatzen, Drachen und der Schotte
Magierkatzen, Drachen und der alte Schotte
Der Morgen graute über der Wiese an Magnifico's Zaubererhaus. Der erste Nebel zog nach
langer Zeit über das Land, und die Spinnweben waren mit Perlenketten aus Tau behangen.
Viel weniger Vögel sangen um diese Zeit als noch vor ein paar Wochen.
Fidibus und Zanatos sassen im Fenster schauten traurig raus. Der Sommer ging
offensichtlich zu Ende.Fidibus' Schnurrhaare hingen richtig ein wenig auf Halbmast.
"Ihr wollt doch sicher auch einen schönen Frühstückstee!"
Breitlächelnd stellte er mit Schwung ein Tablett beladen mit Tasse,Näpfen, Sahne, braunem
Zucker und einem dampfenden Teepott auf den Tisch.
Fidibus schaute trübsinnig über die Schulter:"Tee??? Danke, da passe ich! Eine
Schnute voll von der Sahne so als Stimmungsaufheller!"
Zanatos blies zwei nebelgraue Wölkchen aus den Nüstern:" Ich hätte gerne einen
englischen Tee mit braunem Zucker und mit viel Sahne!" -- dem folgte ein tiefer und
langer
Seufzer."Wisst ihr,heute ist es wie im Urlaub bei meinem Onkel Duncan! Da hab ich
jeden
Morgen einen starken englischen Tee bekommen mit viel Zucker und Sahne! Und jeden
Nachmittag einen schottischen Tee--- feurig!"
Er spitzte die Lippen und flötete:"Five o' clock Tea! War das immer schön! Die
Nebel
zogen von den Mooren heran, und Onkel Duncans Drachenhöhle war der gemütlichste Platz der
Welt!"
Fidibus richtete sich neugierig auf:"Onkel Duncan??? Von dem hast du noch nie was
erzählt! Ist der so nett wie meine Tante Vicky??"
Das erstemal musste Fidibus grinsen. Zanatos ringelten sich vor Lachen kleine bunte
Wölkchen aus den Nasenlöchern.
"Deine Tante Vicky ist ja gar nicht so schlimm! Aber mein Onkel Duncan.. ja.. mein
Onkel Duncan, der ist der lustigste Drache, den ich kenne! Hach, ich hab die Ferien bei
ihm geliebt! Abends haben wir gesungen und sogar getanzt! Tags Ausflüge gemacht ins Moor!
Ich weiss gar nicht, wann ich den alten Knaben zuletzt gesehen hab'??!"
Versonnen rührte Zanatos dabei mit seiner Schwanzspitze in seinem Tee mit Sahne.
Fidibus schaute wieder in den Nebel:
"Weisst du was, wir besuchen ihn! Ein wenig Tanzen und Singen würde mir auch nicht
schaden! Und viel schlechter kann das Wetter in Schottland auch nicht sein!"

Schnell waren die Reisebeutel gepackt. Beide umarmten Magnifico, und mit einem
Schnurrhaarzwirbler und einem Schwuuusch von Katerschwanz entflohen sie dem
Spätsommernebel.

Als sie eigentlich wieder etwas sehen sollten, sahen sie... NICHTS!
Alles um sie war grau und feucht wie in einer alten Waschküche. Die stickige, kalte Luft
raubte Fidibus fast den Atem, und er musste heftig husten:
"Zanatos, wo hast du uns denn hingeführt?? Hier sind wir ja im Nirgendwonichts
gelandet!"
"Keine Sorge, mein Freund! Das hier nennt sich Dragon's Moor! Den Nebel gibt es
hier immer! Den macht Onkel Duncan selber, um Störungen zu vermeiden! Halt dich an meinem
Schwanz fest! Ich führ'dich schon heil in die Höhle des Drachens!" Fidibus
schnappte sich vorsichtig die Schwanzspitze und tappte blind hinter seinem Freund her.
'Ein Glück, dass uns jetzt Keiner sieht!' Dabei wurden seine Ohren so rot, dass sie
schon beinah durch den Nebel leuchteten.
Der Boden war matschig, und Fidibus ekelte sich davor, seine Pfoten schmutzig zu machen.
Bei jedem Schritt schüttelte er sie angewidert aus. Plötzlich blieb Zanatos stehen. Mit
Schwung lief Fidibus auf den Po des Hausdrachen auf.
"Hier ist es!!Noch 3 Schritte, dann läute ich an! Nicht erschecken! So eine
echte Drachenklingel ist schon ein wenig lauter!" Zanatos' Stimme zitterte beinah
vor Vorfreude.
Ein gigantisches Donnern warf den Zauberkater beinah auf den Rücken. Bebend stand er
vor einer grossen Höhlenöffnung, die auf einmal im Nebel sichtbar wurde.
"Komm schon! Komm schon!"Zanatos schleifte den derangierten Kater
rücksichtslos über die
Schwelle.
Mit einem lauten 'FUMMMPPP!' schloss sich hinter ihnen eine unsichbare Tür.

Neugierig schaute Fidibus sich um. DAS sollte also die gemütlichste Drachenhöhle der Welt
sein?..Seltsam! Aber wie soll ein Zauberkater was von der Innenarchitektur von
Drachenhöhlen verstehen??
Es war relativ kalt und klamm. Das Wasser ran die Höhlenwände herab.Und es war dunkel.
Nur ein grünliches Licht durchdrang einen wabernden Nebel, der eine gute Pfotenhöhe über
dem Boden lag.
"Du bist sicher, dass wir in der richtigen Höhle sind, Zanatos? Ich hatte mir
Drachenhöhlen ganz anders gedacht!"
Zanatos Stimme klang doch sehr besorgt:
"Das ist sicher die richtige Höhle, und hier stimmt was nicht! Ganz und gar
nicht! Wo ist Onkel Duncan?? Und wo kommt das ganze Wasser her? Wasser bekommt uns
Drachen
doch ganz und gar nicht!"
Zanatos drängte so eilig ins Höhleninnere, dass Fidibus kaum folgen konnte.Entsetzt blieb
der kleine Drache wie angewurzelt in einer grossen runden Höhle stehen. Hier konnte man
noch ahnen, wie es früher ausgesehen hatte.Da stand ein gigantisches,gemütliches
Ledersofa
mit kuscheligen Kissen vor einem riesigen Couchtisch. Auf dem Tisch stand noch ein
grosses
Tablett mit Teepott, Tassen, Zuckerschale und Milchkanne. Aber Tee und Milch waren
eingetrocknet, und der Zucker hatte sich durch die Feuchtigkeit in eine gelbliche, zähe
Masse verwandelt.

Ein Kamin, gross wie ein Scheunentor, füllte eine Wand der Höhle aus. Ober auf dem
Kaminsims stand eine Sammlung von Drachennippes. Offensichtlich mit Liebe gesammelt, aber
nur von feuchten Spinnweben bedeckt.
"Onkel Duncan!" murmelte Zanatos leise.."wo bist du nur??"
Plötzlich schüttelte ihn ein heftiger Hustenanfall. Flammen und Rauch in allen Farben
schossen aus seiner
Drachenschnute. Es wollte gar nicht aufhören und auch Fidibus' hilflose Klopfen auf den
Rücken, half nicht.
"Wir müssen hier raus! Das ist hier zu nass für dich!" Fidibus nahm seinen
keuchenden und
röchelnden Freund an die Hand, schwuschte mit dem Schwanz..und... Nichts geschah!

"Wir müssen hier raus!" Fidibus packte Zanatos Schwanz und zerrte ihn Stück
für Stück mühsam zum Ausgang. Gottseidank öffnete er sich mit einem lauten Knarzen.
Kaum draussen zwirbelte der Zauberkater mit seinen Schnurrhaaren und zuckte mit dem
linken Ohr. Der Nebel verschwandt.
Die Beiden sassen atemlos am Ufer eines grossen schwarzen Sees. Es war dunkel. Nur der
Mond spiegelte sich im Wasser.
"Puh!" seufzte Fidubus und kratzte sich hinter dem Ohr."Das war aber
knapp! Geht es dir besser, alter Freund?"
Aber Zanatos konnte nur leise röcheln:" Wasser... Wasser...das war zu viel!"
Schnell hatte Fidibus ein Feuer gezaubert:
"Komm wärm' dich auf!" In den Flammen sah Fidibus, dass sein Drachenfreund
ganz blassse Schuppen hatte. Keine lustigen, farbigen Wölkchen ringelten sich aus den
Nüstern. Nur grau-schwarze Rußfetzen hustete der kleine Drache. Er bekamm kaum Luft.
"Ich habbbn Kaaat'rrr!"konnte er nur keuchen.
"Klar hast du nen Kater.. ich bin doch bei dir mein Freund, ich helfe dir!"
Fidibus produzierte noch ein zweites Feuer.
Zanatos schüttelte ungeduldig den Kopf:
"Isch habbnnn KAAATAAA!!??"
Fidibus schüttelte verständsislos den Kopf:
"Du hast nichts getrunken!Woher hast du denn nen Kater??"
Zanatos stampfte ungeduldig mit der Vorderpfote auf:
"KAAATAAAAA...KAATAAAA.. SCHNUBBENNN, HAA'SSSMEEERZ UNN...HUUUUSCHT'NNN!"
Trotz allem muss Fidibus grinsen.
"Du hast nen Katatarh!! Nen Schnupfen!...na dann!!"
Ein Schwusch mit dem Schwanz, und eine grosse dampfende Schüssel, die intensiv nach
Hühnersuppe duftete samt einer Trinkschale, stand vor Zanatos.
"Trink das, und dann gehen wir heim! Ich kann leider keinen Gesundheitszauber.Das
machen nur die Heiler und Druiden. Aber Magnifico packt dich sicher ins Körbchen und du
bekommst..."
"Ach,Unsinn!" Zanatos hatte schon eine ganze Schale schnell leergetrunken und
mit einem Riesennieser eine grosse Rauchwolke ausgestossen:
"Isch geeh' nischt weg, e'e isch Onkennn Duncann gefund'n hab'! Diese Naaa'e
macht misch vee'ückt!"
"Gut!" Fidibus seufzte tief: " dann suchen wir Onkel Duncan!Aber kann
ich nicht noch was gegen deine Erkältung tun. Deinen Schuppen sind wirklich ganz
blass!"
"Mei' Feuer isss fast aus!" Zantos griff in die Flammen.Suchte sich ein
schönes grosses Stück Glut...und schluckte es wie ein Gummibärchen.
Die gesunde grüne Farbe kehrte schlagartig zurück. Heftig hustete der kleine Hausdrache,
aber jetzt kamen die ersten Flammen wieder. Erst nur stossweise kamen sie, wurden mit
jeden Stoss heller und leuchtender. Jetzt war die innere Flamme endlich wieder
entzündet.
"Na, da sei der grossen, magischen Katze Dank!" Fidibus seufzte vor
Erleichterung.
"Ja, das Feuer brennt wieder, und meine Nase ist auch wieder freigebrannt!
Aber..."hier schnuffelte Zantos mal vernehmlich:" Aber ich kann nix riechen!
Meine Witterung ist weg!"
"Das kommt sicher bald wieder!" Fidibus reichte dem kleinen Hausdrachen noch
einen Schale Hühnerbrühe."Aber denkst du dir so, sollen wir mit Onkel Duncan
machen? Wo könnten wir suchen? Wen könnten wir fragen?"
"Am besten fragen wir im nächsten Pub! Die Leute reden über alles, und Onkel Duncan
mag es ja an sich gemütlich."
"Klar... die Schotten hier sind ja dran gewöhnt, dass Drachen in den Pub
schlendern, ein Pint Bier bestllen, was Dart spielen und nebenbei nach Onkel Duncan
fragen!"
Fidibus streubte sich der Schnurrbart bei der Vorstellung. Er schnippte mt zwei Krallen
und sofort stand auch vor ihm ein Napf mit dampfender Brühe.
"Unsinn!" Zanatos bliess keine dunkelrote Entrüstungswolken aus den Nase:
"DU schleichst in den Pub und hörst den Leuten nur zu. Ich höre mich am Hafen
um!...Keine Sorge! Niemand wird mich sehen!"

Draussen war es kühl. Nur eine funzelige Gaslampe erhellte die Dorfstrasse. Natürlich
bemerkten die Menschen, die den gemütlich beleuchteten Pub betraten, der Kater nicht, der
sich an ihren Beinen vorbeischlängelte.
Fidibus war überwältigt! Diese Wärme, das Lachen, das Singen und der Duft!
Eine Mischung von malziger Süsse und alkoholischer Schärfe. Allein der Geruch stieg dem
Zauberkater schon zu Kopf. Fidubus rollte sich an einem Ende der Bar ein, und tat so, als
ob er schliefe. Den Schwanz über die Vorderpfoten geschlungen.
Drei Männer unterhielten sich, laut und polternd.Immer härter schlugen die Fäuste und die
Gläser mit der goldbraunen, duftenden Flüssigkeit auf die Theke. Einer, ein grosser
Dunkelhaariger, tat sich besonders hervor.
"Habt ihrrr's bemerrrrkt?? Der Rrrauch wird immerrr wenigerrrr! Und die Mächtige
haben wirrr auch lange nicht mehrrr gesehn!" Fidibus musste über den seltsamen
Akzent schmunzeln. Das klang ja fast wie ne schnurrende Katze. Aber schnell hörte er
wieder genauer hin, als das Wort 'Ungeheuer' fiel.Ein Anderer, klein und strohblond,
mit
heller Fistelstimme liess sich vernehmen:"Ja... aberrr egal, ob wirrr sie sehen,
die
Frrremden müssen ihre Errrscheinung haben! Viel Gast, viel Geld! Ihrrrr verrsteht mich
schon!"
Der Grosse grinste breit:"Du meinst also, wirrr sollten die Mächtige mal wiederrrr
zum Leben errrwecken??" Polternd lachte er und kippte ein ganzes Glas von der
duftenden Gesöff in seinen Hals, beinah ohne zu schlucken.
Fidibus spitze die Ohren. Obwohl die Männer ihre Stimmen senkten, konnte er genau
verstehen, sie verabredeten sich vor Sonnenaufgang am flachen Ufer und der Burg. Dabei
lachten sie so seltsam. Fidibus stand langsam auf, streckte nach Katerart alle Glieder
und stolzierte zur Tür. Ein Zucken des Ohres, und die Tür sprang auf. Wind und Nebel
trieb
in den warmen Raum, aber der Zauberkater stolzierte ins Freie. Kaum war die Tür wieder
zugeschlagen worden, verschwand er.

Inzwischen war Zanatos durch die dunklen Strassen runter zum Hafen am grossen See
geschlichen. Jeden Schatten in den Ecken nutzte er, verschmolz mit den Wänden.
Endlich hatte er den grossen Brunnen neben der Mole erreicht. Er konnte die Fischer
belauschen, die ihre Netze ausbreiteten. Er konnte die Wortfetzen verstehen:
"Schlechterrrr Fang!....Rrrrechnungen!....Müssen mal
wiederrrr....Drrrrachen....wegbrrrringen..guterrrr Prrreis!"
DRACHEN!!! Grosser Fafnier! Hatten die etwa Onkel Duncan gedragonnappt?? Er rutsche am
Brunnen immer näher heran. Plötzlich hörte er einen der Fischer rufen:
"Psssssst! Da bewgt sich doch was!"
Zwei grosse Gestalten rannten auf ihn zu. Schnell sprang er auf den Brunnenrand und
erstarrte.
"Du spinnst! hierrr bewegt sich nix!Da steht nur dieser scheussliche
Waserrspeierr!" Der
grosse Mann gab Zanatos einen leichten Schlag mit der flachen Hand.
" Na, gut! Hab ich mirr das eingebildet! Aberr immerr, wenn wirr mit dem
Drrrrachensaft arrrbeiten, bin ich etwas nerrvös!" Der andere Fischer zuckte
entschuldigend die Schultern, und die Männer gingen zurück an ihre Arbeit.
Schnell duckte sich Zanatos wieder in den Schatten. Er musste unbedingt zum vereinbarten
Treffpunkt! Er hatte die erste Spur von Onkel Duncan! Fidibus musste das dringend
erfahren!

Sie trafen sich in einem alten Schuppen. Beide waren ganz aufgeregt:
"Onkel Duncan ist entführt!"
"Die wollen ein Monster freilassen!"
Beide starrten sich an:"Hinten am anderen Ufer!" Sie sagten gleichzeitig.
Fidibus putzte sich unruhig über die Ohren:
"Und um was kümmern wir uns? Das Monster oder Onkel Duncan? Weisst du egal um wen
oder was, ICH GEHE NICHT AUF DAS WASSER!" Fidibus Fell stand ab wie elektrisch
aufgeladen.
Allein der Gedanke an Wasser ließ Panik in ihm aufkommen.
Zanatos hüstelte leise und wasserblaue Wölkchen stiegen empor."Also ich bin auch
nicht der wirkliche Wasserfreund, das hast du ja selber erlebt, aber für Onkel Duncan
schwimme ich zu Not durch den See!"
Fidibus erkannte die Entschlossenheit im Gesicht seines Freundes, seufzte tief:
"Na gut, also auch das noch!...und was machen wir jetzt im Ernst?"

Die Freunde steckten die Köpfe zusammen, und kurz vor Mitternacht schlichen 2 kleine
Gestalten zum Hafen. An der Mole erschien auf einmal ein dunkles Tretboot. Es sah aus wie
eine grosse, schwarze Katze. Die Schatten sprangen an Bord und trampelte leicht stöhnend
los.
"Hättest du kein Boot mit Motor zaubern können?" Zanatos' Stimme klang
vorwurfsvoll.
"Dazu müsste ich eine genaue Vorstellung haben, WAS ich da genau erscheinen lasse.
Ich
hab' keine Ahnung von Motoren!Und auf einen grossen Schwan wollte ich mich nicht setzen.
Denen traue ich nicht über den Weg. Selbst, wenn ich sie selber gezaubert habe!Mir ist
jetzt schon nicht gut... ich hasse alles, was mit Wasser zu tun hat!"
Es war einen ganz schön anstrengende Fahrt. Aber nach einer gefühlten Ewigkeit hörten sie
das Tuckern eines Kutters, der zu ihnen aufholte.
"Das ist die Gelegenheit!" Fidibus schwuschte einmal mit seinem Schwanz.
Sofort sauste ein festes Tau zum Kutterrüber und knotete sich von selber an. Ein Ruck
ging
durch die Tretbootkatze, und es ging deutlich schneller voran- quer über den See.

Eigentlich war es ganz bequem, sich so über den See ziehen zu lassen, aber trotzdem
hockte
Fidibus sehr unglücklich auf seinem Bootssitzpolster und zog bei jedem kleinen
Wasserspritzer die Pfoten an oder wischte drüber. Dabei murmelte er die ganze Zeit:
"Ich mag kein Wasser! Ich hasse Wasser! ...."
Zanatos dagegen dachte nur an sein Ziel. Fest hatte den dunklen Umriss des flachen Ufers
im Blick. Beinah drohend überragte der Schatten einer alten Burg den Hügel. Plötzlich
rief
Zanatos:
"Schau! Rauch! Viel Rauch, Steigt aus der Burg! Blöder Schnupfen! Ich kann nicht
wittern, ob das Drachenrauch ist!" Vor Aufregung sprühten kleine Funken aus seiner
Nase.
Fidibus strengte seine Katzenaugen besonders an:
"Da unten..da unten sehe ich eine Höhle! Sieht beinah wie eine Drachenhöhle
aus!"
"Unsinn! Welcher Drache, der auch nur ein wenig bei Verstand ist, hat seine Höhle
direkt am Wasser??"
"Ist ja gut!" Das Wasser mach Fidibus etwas ungeduldig:
"Aber die fahren direkt auf die Höhle zu! Pass auf, ehe wir denen noch
drauffahren!" Er löste das Tau mit einem Schnurrhaarwackler, und beinah geräuschlos
trieben sie an der Seite des Kutters ans Ufer.Fidibus zauberte sie ans Ufer. Die Zwei
schlichen leise und unbemerkt in ein Gebüsch. Was konnten sie da beobachten?

Die Männer waren in der Höhle verschwunden. Fidibus murmelte immer noch was
von:"Sieht doch wie ne Drachenhöhle aus!" während er und Zanatos sich
vorsichtig dem
Höhleneingang näherten.
Auf einmal polterte und donnerte es aus dem Höhleneingang. Die Fischer rannten heraus auf
den Kutter zu, sie trugen Holzkästen, die sie fest an sich drückten. Einer stolperte,
verlor seine Kiste, die knapp vor Fidibus' Nase landete.
"OLD DRAGON SINGLE MALT SCOTCH-ORIGINAL" war in das Holz gebrannt.
"Der Drachensaft! Die klauen Old Dragon Scotch!" Flüsterte Zanatos."Und
was ist mit Onkel Duncan??"
"Wir folgen den Dieben...!"Fidibus zuckte mit einem Ohr und wuuusch... sassen
die beiden auf dem Kutter und drückten sich gegen eine Taurolle, die auf einer grossen
Holzkiste lag.
"Hinterher, vielleicht führen sie uns ja weiter!"
Zanatos wollte gerade etwas erwidern, als das Donnern ohrenbetäubend wurde. Sie duckten
sich in ihre Deckung, aber ein tagheller Schein liess sie aufschauen.
Riesige Flammen schlugen aus der Höhle.
Die Männer schrieen vor Angst und legten, so schnell sie konnten, ab.
In dem ganzen Trubel ging Zanatos' Stimme unter....
"ONKEL DUNCAAAAN!"
Aber es hörte ihn wohl niemand.
Der Kutter schwankte, taumelte und nahm Wasser. Die Diebe versuchten das Boot zu
stabilisieren, aber es bekam immer mehr Schlagseite. Was war mit Fidibus ud Zanatos?

Die sassen noch immer vor der Taurolle auf ihrer Kiste, völlig durchnässt und
verängstigt.
"Los! Zauber uns an Land! Wir müssen hier weg!" Panik schwang in Zanatos'
Stimme.
"I..I..Ich kann nicht zaubern, wenn ich in Panik bin!" Fidibus zitterte am
ganzen Leib.
Der Fischkutter legte sich langsam auf die Seite. Die Kiste mit den Beiden wurde beinah
sanft auf den See gespült und abgetrieben.
Fidibus krallte sich in den Holzdeckel, verzweifelt flüsterte er seinem Freund zu:
"Halt dich an mir fest! Beweg dich nicht! Wir müssen das Gleichgewicht
halten!"
Gequetscht konnte man Zanatos hören:"Mach ich ja! Grosser goldener Drache! Hilf uns
hier raus!"
Auf einmal wurden sie emporgehoben, und eine sanfte Stimme sprach zu ihnen:
"Ja? Wen haben wirrrr denn hierrrrr??!!" Eine grosse, triefnasse Hand hatte
sie samt ihrer Kiste fest im Griff, und hielt sie vor ein blaues, freundliches
Drachengesicht mit tiefblauen Augen, die kleine Lachfalten umspielten.
Nur....aus den Nüstern kringelten sich keine Dampfwölkchen, sondern spritzten kleine
Wasserfontänen.
Fidibus und Zanatos waren starr. Wer war das?? Was geschah jetzt mit ihnen.
"Derr gute Duncan hat euch gehörrrt, und mich losgeschickt, um euch zu ihm an Land
zu brringen."
Im Nu waren sie an der Seehöhle, wo sie an Land ein riesiger, breitgrinsender Onkel
Duncan erwartete. Mit spitzen Drachenkrallen pflückte er die beiden vorsichtig von der
Holzkiste:
"Zanatos, Lieblingsneffe! Was machst du denn für Sachen! Einfach im Wasserrr
rrrumspielen! Tztztzzzzz!" Mit einem wüstenheissen Atemhauch trocknete er die
Freunde,
während er sich in die Höhle zurückzog.
Die war nun wirklich gemütlich eingerichtet. Ein riesiges, tiefrotes Plüschsofa stand an
der Wand neben einem passenden Sessel mit gigantischen Plüschkissen.Auf der anderen Seite
ruhte ein Drachen grosses Fass auf ausgewachsenen Baumstämmen.
Ein grosser Sofatisch stand davor..... und daneben 2 nur Menschen grosse Kinderstühle??
Onkel Duncan setzte die Geretteten mitten auf den Tisch und flätzte sich gemütlich auf
das Sofa.
"Und nun errrzählt mal!" Dabei hob er die grünen, buschigen Augenbrauen.
Zanattos musste sich erstmal räuspern:
"Onkel Duncan! Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Deine Höhle verwüstet
und geflutet! Menschen, die von Drachensaft reden!...." der kleine Hausdrache
musste schlucken und blasse Dampfwölkchen der Erschöpfung pufften nur schwach aus seiner
Nase.Es lief ihm sogar eine kleine Drachenträne über die grüne Wange.
"Ach, mein Kleinerrrr! Das tut mirrrr aberrr leid! Warrrum hast du nicht
angerrrufen, dass
du mit deinem Frreund zu Besuch kommen willst.dann wärre das alles nicht
passierrrt!"
Fidibus nutzte die Gelegenheit sich vorzustellen, machte einen höflichen Katzenkratzfuss
und murmelte:" Gestatten Fidibus! Sir Duncan!"
Wieder erschütterte donnerndes Lachen den Tisch:
"SIRRR DUNCAN!!! Für die Frreunde meiner Sippe Onkel Duncan, mein Kleinerrrr! Ich
glaube auf den ganzen Schrrreck, trrrinkt ihrrr mal was von dem Drrrachensaft!Danach
erkläre ich euch alles."
Polternd griff der grosse Drache nach drei grossen Schalen und füllte sie an dem Fass.
Sofort verteilte sich ein warmer, malziger und doch feuriger Duft in der ganzen Höhle.
Die Schalen waren so gross, dass Fidibus und Zanatos bequem drin hätten baden können.
Onkel Duncan setzte seine Trinkschale an.... und in einem laaaangen Zug war sie leer.
Fidibus schwuschte mal mit seinem Schwanz und vor ihnen standen zwei passende Trinknäpfe,
die sie vollschöpfen konnten.
Der erste Schluck brannte wie Feuer in Fidibus Kehle. Der zweite rutschte schon besser..
und die nächsten... die wurden immer besser!

Sein Katerkopf begann zu schwirren, aber er fühlte sich wohlig leicht und warm.Nichts war
leichter, als zu singen und zu tanzen. Durch einen Dunst von Drachensaft,Wärme und
Erschöpfung hörte er einzelne Wortfetzen:
"Diebe...Höhle...Freunde...Bridgeabende..???..Wasser...!" Fidibus glitt in
einen sanften, tiefen Schlaf.

Das Erwachen war weniger friedlich! Irgendjemand musste die Höhle mit einem
Presslufthammer vergrössern! Und jemand anders musste Fidibus' Kopf als Nadelkissen
missbrauchen. Ausserdem war ihm übel, und seine Zunge brannte vor Durst. Jetzt nur einen
grossen Napf Wasser! Er riss die Augen auf, um sich einen Eisgekühlten zu zaubern,...
und presste sie schnell wieder zu. Das Licht war unerträglich hell! Durch enggekniffene
Augen blinzelte der Zauberkater in seine Umgebung.
Da war niemand mit einem Presslufthammer! Das war nur das leise Schnarchen von Zanatos,
der der sich neben ihm auf einem weichen Schlafpolster eingerollt hatte.
Vorsichtig stupfte Fidibus seinen Freund an.Im Erwachen schmatzte der kleine Hausdrachen
genüsslich. Als er die Augen aufschlug und Fidibus ins Gesicht schaute:...
"GROSSE DRACHENMUTTER! Du siehst ja schrecklich aus! Daß der Zauberkater heute früh
einen leichten Drachensaftkater hat, war ich mir ja sicher, aber..DU SCHAUST JA
AUS!!"
Fidibus zuckte zusammen. Zanatos Stimme`schien sich in sein Hirn zu bohren.
"Schrei nicht so... und glaub mir, wenn ich so aussehe, wie ich mich fühle, ..
oweehoweeeh
oweh!"
Fidibus legte die Pfoten auf seinen Kopf. Zanatos schob ihm einen Napf zu:
"Trink, das soll helfen! Drachensaft scheint für Nicht-Drachen oder Nicht- Schotten
doch was stark zu sein!"
"Was ist das denn?? Nur nicht mehr Alkohol!!"
" Nein, das ist eine leiche Brühe. Und das...ist ne Kopfschmerztablette!"
Mühsam nahm Fidibus alles an:
"Sag mal, was hab ich denn gestern noch alles verpasst?"
Zanatos schmunzelte und kleine dunkelblaue 'Gute Laune Wölkchen' pufften aus seiner
Nase.
"Einen netten Abend! Onkel Duncan hat erzählt, dass er zur Zeit hier unter der Burg
Mc Dougal's Castle wohnt und sich mit seinen Freunden um die Produktion von Old
Dragon's Single Malt kümmert.Deshalb hat er seine Höhle an eine alte Freundin
verliehen!"
Langsam konnte Fidibus die Augen öffnen:
"Alte Freundin?? DIE, die uns aus dem See gefischt hat??"
"GENAU DIE!" donnerte Onkel Duncan's Stimme und liess den Kater wieder
zusammenzucken.
"Die gute Fiona brrrauchte ein wenig Rrruhe, weil diese Menschen die letzten
Jahrrrzehnte ihrrr immerrr näherrr auf die Schuppen gerrrückt sind. Vor 100 oder 200
Jahrrren, da konnten wirrr uns noch gemütlich auf ihrrrerrr Insel trrreffen und abends
unterrr frrreiem Himmel....ehemmm.... maja... zusammen sein.Geht nicht mehrrr!"
Ein tiefer Seufzer war von rosa Dampfwölkchen aus den Nüstern begleitet.
Plötzlich stürmten zwei Menschen,... zwei Schotten im Kilt um genau zu sein, in das
Drachenwohnzimmer:
"DUNCAN!!! DUNCAN!!! Sie haben Fiona! Die Betrrügerrr aus dem Pub! Die wollten
gerade mit ihrrrerrr Attrrrappe ein paarrr amerrrikanische Tourrristen rreinlegen, als
ihnen Fiona in die Taue gerriet und sich verrfangen hat! Wir müssen was tun!Sie wollen
sie
heute nachmittag der Prresse vorführen!"
Fidibus stand langsam und vorsichtig auf, versuchte sich zu strecken, zuckte aber wieder
zusammen. Sein Kopf schien zu explodieren. Aber... egal, entschlossen schob er die
Unterlippe vor:
"Zanatos, du weisst, wo diese Insel ist? Dann gib mir die Hand und....Loos!"
Die Umgebung verschwamm, und vor ihren Augen erschien eine feuchte Höhle deren Wasser
türkis leuchtete und so alles erhellte. Schnell duckten sich die Beiden hinter einen
Felsen.
Es war ein trauriges Bild, was sich ihnen bot.

Fiona war durch schwere Ketten an die Wand der Höhle gefesselt. Ihr Kopf hing traurig
herab und grosse Tränen liefen ihr über das blaue Gesicht. Ihr direkt gegenüber stand
eine Karikatur des Wasserdrachens, lieblos zusammengebastelt aus Holz und Dachfolie.
Die rauhen Stimmen der Männer, die Fiona gefangen hatten, hallten in der Höhle:
"Was fürrr ein Fang! Dieses Schätzchen wirrrd und rreich machen! Brringen wirr sie
in die Bucht, da warrtet die Prrresse! Ich kann schon das Geld in meinerrr Hand
spürrren!"
Fidibus knuffte seinen Freund an und flüsterte:
"Komm, wir müssen auf Fiona klettern, dann hab' ich eine gute Idee!" ein
breites Grinsen
lag auf dem Gesicht des Zauberkaters.
Eng an die Wand gepresst schliechen die Beiden zwischen Fionas Vorderbeine:
"PSSSST! Hier unten sind wir! Wir wollen helfen! Nicht erschrecken, wir klettern
auf ihre Schulter!"
Die Männer achteten nicht auf ihr Opfer, so entgingen ihnen der kleine Drache und der
Kater, die auf ihrem 'Monster' hoch kraxelten.
Fidibus tuschelte etwas in Fionas Ohr, und ihre Tränen versiegten, dafür spritzten kleine
Fontänen aus ihren Nüstern.

Aber... all das bekamen die Männer nicht mit. Sie dachten nur an ihr Geld, dass sie für
ihr 'Monster' bekommen sollten. Sie zerrten und zogen an der armen Fiona rum, bis sie
sie ins Wasser bugsiert hatten. Der Kutter wurde vorgespannt, und kaum waren sie um die
kleine Landzunge von Dragon's Island geschippert, als ein Blitzlichtgewitter alle
blendete.
Danach... Stille....

Auf einmal ein leises Glucksen und Kichern, einer der Reporter hatte angefangen zu
lachen.
Immer mehr lachten und bald war der grösste Sturm des Lachens ausgebrochen, den der alte
See jemals erlebt hatte.
Die Männer schauten sich erstaunt um....
da war keine Fiona mehr zu sehen.Sie hatten ihre Attrappe am Tau, die sich sanft in den
Wellen des Sees wiegte.Wütend beteuerten sie, das richtige Ungeheuer gefangen zu haben.
Aber Niemand glaubte ihnen!

Inzwischen waren Fiona mit Fidibus und Zanatos auf ihrem Rücken durch einen geheimen
Drachengang auf dem Weg zur Burg.
"Fidibus, dein Wechselzauber war aber schon gigantisch!" Zanatos puffte vor
Zufriedenheit kleine, rote Dampfwölkchen.
"Na! Sooo dick bin ich ja doch nicht!" lächelte die grosse
Fiona:
"Aberrrr du hast mich schon sehrrr überrrascht!"
Selbstzufrieden maunzelte Fidibus vor sich hin:
"Ein grosses Stück für einen kleinen Kater!"
Als sie im Drachenwohnzimmer ankamen, erwartete sich schon ein duftender Tee mit Sahne
und Drachensaft, braunem Zucker und kleinen Fruchtkuchen.
Onkel Duncan sass daneben und strahlte über seine Drachenwangen.
"Esst, trrrinkt! Wirr wollen heute feierrn! Fiona bleibt jetzt errstmal hierrr.
Wirr haben die mittlerrre Höhle geflutet. Jetzt ist es perrrfekt für unserre
Bridgerrunde!.. Hab ich euch überrhaupt schon unsere Freunde, Lloyd und Barnabas Mc
Dougle vorgestellt??"
Auf den 'Kinderstühlen' sassen zwei sehr alte Schotten. Einer sehr dick und klein. Der
andere sehr lang und dünn.Sie lächelten freundlich und grüssten:
"How du yo do?" Es klang etwas wie aus weiter Ferne..
Fidibus spitzte die Ohren:
"DAS klang aber gespentisch....!"
"Sicherr, mein Frreund! Die beiden sind die Burrggeisterr von Mc Dougle Castle und
kümmern sich zusammen mit mir um die Qualität vom Drachensaft!"
Der Nachmittag wurde noch sehr angenehm, aber Fidibus achtete diesmal drauf, nicht zu
viel von dem feurigen Drachensaft zu erwischen.
Die beiden Freunde haben sich sofort wieder bei Onkel Duncan, Lady Fiona Mc Ness und den
Mc Dougle Geistern eingeladen
.... aber DAS ist eine andere Geschichte.
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