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Weihnachtsbrief für funcity
:: 25.12.2007 ::
Liebe funcity-Gemeinde!

Im Advent habe ich einen bewegenden Gottesdienst mit erlebt. Ich habe ihn mit Menschen gefeiert, die ein schweres Schicksal zu tragen haben: Blinde Menschen waren das, und manche von ihnen waren überdies auch noch taub. Blind und taub! Ich selbst kann mir gar nicht vorstellen, was das bedeutet. Schon auf dem Weg zur Kirche habe ich gedacht: Wie werden diese Menschen nur an der Feier teilnehmen, wenn sie doch weder sehen noch hören können?

Aber dann war ich ganz fasziniert. Da saßen sie in der allerersten Reihe. Neben ihnen saß jeweils eine Person, die sie begleitete. Und nun sah ich, wie diese Begleiter alles, was ich sagte, ihnen in die Hand „lormten“: Sie berührten ganz behende mit ihren Fingern die Handflächen der Taubblinden. Dadurch übermittelten sie ihnen in einer Tastsprache meine Worte. Später, nach dem Gottesdienst, wollte ich dann diese Taubblinden beim gemeinsamen Kaffeetrinken persönlich begrüßen. Ich ging zu ihnen hin. Ich stand direkt vor ihnen. Doch sie reagierten nicht. Sie sahen mich nicht, sie hörten mich nicht. Sie nahmen mich nicht wahr. Ich mußte mir das erst klar ma-chen. Aber dann habe ich es selbst probiert: Ich habe sie behutsam berührt und ihnen einen einfachen Gruß in die Hand gelormt - und im selben Moment leuchtete ihr Ge-sicht.

Heute denke ich: Vielleicht ist es ähnlich mit dem Geheimnis von Weihnachten. Sind wir selbst, was Gott angeht, nicht eigentlich wie Taubblinde? Wir sehen ihn nicht. Wir hören ihn nicht. Wir nehmen ihn nicht wahr. Gott ist uns fremd und unfaßbar. Der berühmte Psychologe C. G. Jung hat einmal gesagt: „Wir wissen von Gott weniger als die Ameise vom Britischen Museum.“

Und doch: An Weihnachten feiern wir, dass dieser unbegreifliche Gott zu uns Men-schen gekommen ist. Auch wenn wir ihn nicht begreifen, Gott greift behutsam nach uns. Er kommt in unsere Welt, in unser Leben. Er stellt sich ganz nah zu uns. Ge-wöhnlich leben wir so, als wenn Gott ganz fern sei, ja, als ob es ihn nicht gäbe. Doch das Weihnachtsevangelium verkündet uns: „Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Got-tes „Wort“, der Sohn des Ewigen Vaters: Er ist in unser Fleisch gekommen. Seitdem berührt seine Liebe unser Leben - und gibt ihm einen Glanz.

Ein Begleiter der Taubblinden sagte mir: Für ihn selbst sei es oft schwer, die Berüh-rungen dieser Tastsprache zu verstehen; er sei darin noch nicht genügend geübt. Ist es bei uns anders? Auch in unserem Leben gibt es Geschehnisse, die uns „berühren“: Eine Freude, die scheinbar keine Ursache hat; ein Verzeihen, obwohl es unverzeihlich war; eine Verantwortung, die sich nicht abschütteln läßt; ein Trost, der das Herz erreicht; ein Glück, das überwältigt... Ob wir all das verstehen? Weihnachten sagt: Gott ist in unser Fleisch gekommen. Wir hören ihn nicht. Wir sehen ihn nicht. Und er berührt uns doch...

Ich wünsche Ihnen und allen, die zu Ihnen gehören, gesegnete weihnachtliche Tage und mittendrin etwas, was Sie „berührt“!

Nikolaus Schwerdtfeger, Weihbischof in Hildesheim

 

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